Liturgische Bildung in Theorie und Praxis - bei den Benediktinerinnen in Dinklage zu Gast

In der Seminarveranstaltung „Liturgische Bildung“ ist ein Besuch der Benediktinerinnen in ihrem Dinklager Kloster bereits gute Tradition. Hintergrund ist die gut begründete Ansicht, dass religiöse Kulthandlungen in monastischen Gebeten und monastischer Liturgie im großen Rahmen eines monastischen Lebens eine ebenso anschauliche wie einzigartige Verdichtung und Aufgipfelung erfahren. Die meisten Studierenden der Katholischen Theologie (Bachelor) und des Katholischen Religionsunterrichts (Master) besuchen zum ersten Mal ein Kloster. Nicht nur im Hinblick auf ihre spätere berufliche Tätigkeit – in der Mehrzahl als Lehrkräfte –, sondern auch persönliche Entwicklung ist die exemplarische Teilnahme an einer Gebetszeit und die Begegnung mit einer Vertreterin des Ordens eine einschneidende Erfahrung. Das jedenfalls ist den Rückmeldungen der Studierenden zu entnehmen. Liturgie, nicht zuletzt unter dem Aspekt der Vergemeinschaftung und Sozialität, bleibt keine Theorie. Sie wird im Fokus eines sakrales Raumes und einer sakralen Zeit lebendig erlebt – dank der alljährlichen Gastfreundschaft der Benediktinerinnen. In diesem Jahr durften die Studenten/innen die aus den USA stammende, an der Oxford University in London promovierte Schwester Makrina Finlay kennenlernen. Sie führte die Studierenden in das Klosterleben ein.     
Die Veranstaltung „Liturgische Bldung“ wird im Rahmen einer Kooperation von Prof. Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel mit der Ermländisch-Masurischen Universität in Olsztyn (Polen) seit einigen Semestern von Prof. Dr. Cyprian Rogowski angeboten. Mit der Durchführung der Veranstaltung durch den polnischen, international renommierten Professor für Religionspädagogik ist nicht nur dem universitären Anspruch der Veranstaltung als einem – gerade in seiner Kombination von Liturgie einerseits und Bildung andererseits – zentralen Angebot der Praktischen Theologie entsprochen. Mit der Verpflichtung von Rogowski als einem Kleriker kommt der Veranstaltung auch ein optimaler wissenschaftsspezifischer Erfahrungs- und Reflexionshintergrund zu Gute.   
Das von Rogowski in Abstimmung mit seinem Kollegen Spiegel und auf der Grundlage einer mittlerweile bewährten Konzeption durchgeführte Seminar versteht sich selbst nicht nur als liturgiewissenschaftliches, sondern auch – und seiner spezifischen Intention entsprechend – als bildungswissenschaftliches. Deutlich spiegelt sich dieses in den thematischen Schwerpunktsetzungen der Veranstaltung wider. Diese sind u.a.:  Religiosität und Spiritualität, religiöser Kult, raumzeitliche Ubiquität des Gebets, theoanthropologisches Gebetsverständnis, Hochamt, Andacht, Monastische Gebetszeiten, Freitagsgebet (Islam, Muslime), Meditation, Kontemplation und Aktion, ora et labora, Exerzitien, Buß- und Beichtpraxis, Pilgerschaft, Wallfahrten, Fasten, Taizè, Weltjugendtag, Sakrotourismus, Sonntag, Sonntagspflicht, liturgische Räume, liturgische Hochfeste, liturgische Gewänder, Verschleierung,  Gesangbuch, Kirchenmusik, christlicher Rock und Pop, liturgischer Tanz, Struktur und Elemente der Messfeier, Chrysostomos-Liturgie, Liturgie in den evangelischen Kirchen, Quäker-Gottesdienste, liturgische Sozialität (Koinonia), Fußball und Straßenfeste als Paraliturgie, Alternative Jugendgottesdienste, nicht-parochiale Gottesdienste, Zielgruppengottesdienste, mediale Gottesdienste (Fernsehgottesdienste), kategoriale Gottesdienste (z.B. Tiergottesdienste), Schulgottesdienste als schulpastorale Veranstaltungen, Schulgottesdienste praktisch: Grundschule und Sekundarstufe I.

Foto: Das Rogowski-Seminar zusammen mit Sr. Makrina Finlay vor dem Eingang zum Benediktinerinnenkloster in Dinklage