(v. l.): Thomas F. Schneider, Patricia Mersinger, Wolfgang Beckermann, Egon Spiegel (Foto von Franziska-Isabella Thöle)

Kooperation für den Frieden – Osnabrück und Nanjing sondieren Wege der Zusammenarbeit – Treffen im Osnabrücker Rathaus


Die bevorstehende Erich Maria Remarque - Ausstellung in Nanjing/China soll mehr als nur diese sein. Sie ist als Startpunkt für eine Kooperation der Städte Osnabrück und Nanjing gedacht. Im Hinblick darauf hat es auf Einladung des Stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt Osnabrück, Wolfgang Beckermann, ein Treffen im Osnabrücker Rathaus gegeben, an dem neben der Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Osnabrück, Patricia Mersinger, der Leiter des Erich Maria Remarque - Friedenszentrums in Osnabrück, Privatdozent Dr. Thomas F. Schneider, und von der Universität Vechta Prof Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel teilnahmen. Da der Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück aus terminlichen Gründen nicht an den Eröffnungsfeier der Ausstellung in Nanjing teilnehmen kann und es deshalb vorläufig auch nicht zur persönlichen Begegnung der Bürgermeister beider Städte in China kommen kann, wurde es als sinnvoll erachtet, erste Perspektiven einer Kooperation in dem jetzt stattgefundenen Treffen zu sondieren. Aus Nanjing kam bereits das Angebot und die Anfrage, der Erich Maria Remarque - Ausstellung in Osnabrück eine Ausstellung zum verheerenden Massaker im Rahmen der japanischen Invasion in China 1937/38 an der Nanjinger Bevölkerung und dem couragierten Rettungshandeln des damaligen Siemensbeauftragten für China, dem Hamburger Kaufmann John Rabe, folgen zu lassen. Diese könnte, nachdem die Remarque-Ausstellung im John Rabe - Museum auf dem Campus der Nanjing University stattgefunden hat, im Erich Maria Remarque Friedenszentrum in Osnabrück stattfinden. Dort gibt es regelmäßig Gastausstellungen. Stadt Osnabrück und Thomas F. Schneider als Leiter des Hauses würden dieses begrüßen. John Rabe, der durch sein beherztes Handeln zusammen mit einigen wenigen anderen in Nanjing 250.000 Menschen vor einem Massaker, das außerhalb der von ihnen errichteten Schutzzone in wenigen Wochen an 300.000 Einwohnern/innen der Stadt verübt wurde, bewahrt hat und deshalb in China als der gute Buddha in Ehren gehalten wird, blickte zwei Jahrzehnte später als Erich Maria Remarque, der bereits in die fürchterliche Fratze des Ersten Weltkrieges blicken musste und diese in seinem aufwühlenden Werk "Im Westen nichts Neues" nachhaltig beschrieb, ebenfalls in die Fratze der Gewalt, und zwar unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkrieges beim Einmarsch der japanischen Soldaten in China und schließlich, nach seiner Rückkehr nach Deutschland, im Kriegsdeutschland ein weiteres Mal. Beide eint aber nicht nur das Schicksal, den Krieg in seiner unvorstellbaren Grausamkeit persönlich erfahren zu haben, sondern auch das Bedürfnis, das schier Unbeschreibbare durch Erzählung und Bericht so vermitteln zu wollen, dass es zur Mahnung wird, nie mehr solches erfahren zu müssen. In der friedenskulturellen Selbstverpflichtung der Stadt Osnabrück als symbolträchtigem Ort des Westfälischen Friedens (1648) und den vielfältigen Aktivitäten von Nanjing als „International City of Peace“ findet die Mahnung von sowohl Remarque als auch Rabe ihr adäquates Echo. Nun sollen die Aktivitäten der beiden Städte in ein gemeinsames Friedensengagement zusammengeführt und dadurch, unter anderem auch im Bereich der Kunst, potenziert werden. Die Friedensforscher Liu Cheng (von der Nanjing University) und Egon Spiegel (von der Universität Vechta) haben zusammen mit Thomas Schneider (Privatdozent der Universität Osnabrück und Leiter des Remarque Friedenszentrums Osnabrück) den Austausch auf universitärer Ebene in die Wege geleitet. Involviert sind auch die Universitäten Osnabrück und Vechta.