Krieg hat nicht das letzte Wort

Transnationales Buchprojekt richtet Perpektive auf Frieden davor und Frieden danach. Liu und Spiegel forschen in Warschau

Warschau wurde im Zweiten Weltkrieg zu 80% durch die deutsche Armee zerstört. Besonders in Erinnerung sind der Aufstand im Jüdischen Ghetto (1943) und der Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer (1944). Längst hat die Stadt begonnen, neu aufzublühen. So wie Dresden, so wie Coventry oder Nanjing.
Nicht der Krieg hat das letzte Wort. In der Mitte am unteren Rand des monumentalen (27m² großen) Bildes „Guernica“ (Picasso, 1937) können wir in der Hand des abgetrennten Armes eine Blume finden, Ausblick auf eine Zeit nach Zerstörung und Untergang. In Deuteronomium 20 erlaubt Jahwe den Soldaten nicht nur unbegrenzten Raub in der eingenommenen Stadt, sondern auch die Ermordung ihrer Bevölkerung, einschließlich der Kinder. Eines dürfen sie allerdings nicht: die Bäume fällen, die Früchte tragen, sie stehen für die Zukunft. Hier hat Gewalt ihre Grenze. Es muss bei allem noch eine Zukunft geben.
Diese Zukunft und ihre vielfältige Gestaltung ist das zentrale Thema eines Buchprojekts an dem von Prof. Dr. Liu Cheng an der Nanjing University vertretenen und von Prof. Dr. Prof. h.c. beratenen UNESCO Lehrstuhls für Friedensforschung. In einer Buchreihe über Zerstörung und Wiederaufbau der Städte Nanjing, Coventry, Hiroshima, Warschau und Dresden werden systematisch Perspektiven nationaler wie transnationaler Friedensinitiativen herausgearbeitet. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner früheren Professur in Dresden bearbeitet Spiegel speziell die Friedens- und Kriegsgeschichte dieser Stadt.
Um das Projekt mit Fokus auf Warschau voranzubringen, haben die Kollegen Liu und Spiegel nun zum zweiten Mal gemeinsam Warschau besucht und dort vor Ort nicht nur hinsichtlich ihres Buchprojekts spezielle Forschungen durchgeführt, sondern sich auch mit Kooperationspartnern aus der Geschichtswissenschaft getroffen und mit dem an der Universität Warschau lehrenden Professor Dr. Kazimierz Woycicki und dem Direktor des sich im Aufbau befindlichen Museums für polnische Geschichte, Robert Kostro, über ein sinnvolles weitere Vorgehen verständigt. Der zuvor noch im Rahmen der Internationalen Woche 2018 an der Universität Vechta in drei Veranstaltungen aufgetretene chinesische Kollege Liu Cheng  ist von Warschau aus direkt nach Coventry gereist, um dort das Buchprojekt durch spezielle Forschungsarbeit zum Schicksal der Stadt sowie entsprechende Absprachen voranzutreiben.       

Besuch im Museum für polnische Geschichte
Foto: Die Professoren Liu, Woycicki und Spiegel im Gespräch vor einer Hausfront in Warschau mit Einschusslöchern aus dem Zweiten Weltkrieg
Foto (v.l.): Marcin Tomasz Damek, Prof. Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel, Prof. Dr. Cheng Liu, Robert Kostro (Direktor des Museums für polnische Geschichte in Warschau), Prof. Dr. Kazimierz Woycicki (Universität Warschau)