Kriegstraumata - ein heißes Eisen in Politik, Seelsorge und Unterricht

Dietrich Doll an der Universität Vechta zum Dr. phil. promoviert


Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein Professor für Chirurgie einem Promotionsverfahren zum Dr. phil. unterzieht und das auch noch mit Anerkennung abschließt. Mit seinen Forschungsleistungen zur anthropologischen Herausforderung von Kriegstraumata hat Prof. Dr. med. Dietrich Doll vom Vechtaer Marienhospital nicht nur die Gutachter seiner Doktorarbeit an der Universität Vechta beeindruckt, sondern auch die Kommission, der er die Resultate seiner Untersuchungen im Rahmen eines Vortrags mit anschließendem Kolloquium erläuterte.
Der international anerkannte Spezialist für Bauchverletzungen und Operationen von Schuss- und Stichwunden hat sein Handwerk nicht zuletzt als Militärarzt in zahlreichen Auslandseinsätzen der Bundeswehr gelernt. Dabei musste er erfahren, dass es neben den körperlichen Verletzungen auch tiefe seelische Verletzungen durch die Erfahrung von Gewalt gibt. Nicht wenige Kriegsteilnehmer reagieren darauf sogar mit Suizid.
Mit seiner Studie hat Doll der Praktischen Theologie aufgetragen, die durch die Erfahrung militärischer Gewalt hervorgerufenen Persönlichkeitsveränderungen und deren sozialen Folgen in Wissenschaft und Praxis explizit zu berücksichtigen. Für Dolls Doktorvater, den Vechtaer Theologen Egon Spiegel, ist das Zusammenwirken von Medizin und Theologie in seinem pastoraltheologischen Spezialgebiet ein Glücksfall. Für den Religionsunterricht ist das Thema noch gründlich aufzuarbeiten.
Und auch gesellschaftlich dürfte noch einiges zu leisten sein, um im Interesse der Betroffenen und ihrer Angehörigen als auch als Mahnzeichen gegen den Krieg die zerstörerische Wirkung von Kriegstraumata anzuerkennen und nach Wegen nicht nur ihrer Behandlung, sondern ihrer Verhinderung von Krieg zu suchen.

v.l.: Gutachter Prof. Dr. Cyprian Rogowski, Doktorand Prof. Dr. Dietrich Doll, Doktorvater Prof. Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel