Träger des Höffmann-Wissenschaftspreises 2017

Prof. Dr. Jürgen Straub © RUB, Marquard

 

Prof. Dr. Jürgen Straub

Ruhr-Universität Bochum

 

 

 

 

Email: juergen.straub@rub.de

Homepage von Prof. Dr. Jürgen Straub

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Über 120 Gäste kamen am Dienstag, 6. Februar 2018, in die Aula der Universität. Anlass war die siebte Verleihung des Höffmann-Wissenschaftspreises für Interkulturelle Kompetenz, den der Vechtaer Reiseunternehmer Hans Höffmann jährlich stiftet. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. Preisträger für das Jahr 2017 ist der Psychologe Prof. Dr. Jürgen Straub (Ruhr-Universität Bochum). Musikalisch gestaltet wurde der Abend, wie im Vorjahr, vom 2016 gegründeten Höffmann-Jugendchor unter Leitung von Martin Schneider und begleitet von Rainer Wördemann.Die Begrüßung des Abends sprach Universitätspräsident Prof. Dr. Burghart Schmidt. Er bedankte sich beim Stifter Hans Höffmann für die großzügige Förderung, durch die die Universität Vechta in Kooperation mit der Universitätsgesellschaft den Preis ausschreiben könne. Alle Themen, die die bisherigen Preisträger_innen vertraten, seien von großer gesellschaftlicher Relevanz gewesen. Schmidt freue sich darüber, dass es durch die Vergabe des Preises möglich sei, Forschung zu fördern die dazu beitrage, „unsere Gesellschaft im besten Sinne zu verändern.“Der Vorsitzende der Auswahl-Jury, Prof. Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel, schloss sich dem Dank an. An der Arbeit des Preisträgers Jürgen Straub sei überzeugend gewesen, dass er sich auf die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten von Menschen und Kulturen und nicht die Unterschiede fokussiere. Es müsse in diesem Sinne einen Diskurs um „university“ geben, regte Spiegel an.Der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, Uwe Bartels, hob hervor, dass die Initiative zum Wissenschaftspreis aus der Wirtschaft kam. Dies zeige ihr Interesse an der heimischen Universität, deren Wirken und ihrer Reputation in der deutschen Bildungslandschaft und belege „eindrucksvoll die Vernetzung der Wissenschaft mit der heimischen Bevölkerung.“Einer höchst lokalpatriotischen Metapher bediente sich der Laudator des Abends, Prof. Dr. Dr. h.c. Jörn Rüsen. Der langjährige Kollege und Freund des Geehrten sprach davon, dass man mit Jürgen Straub „Pferde stehlen könne“. Pferde veranschaulichten dabei akademische Meriten: Ackergäule seien beispielsweise Basislehrwerke, Reitpferde zentrale und grundlegende Themen. Rennpferden würde man ein geheimes Wort ins Ohr flüstern, um sie zu Höchstleistungen anzutreiben. Für Jürgen Straub sei das „Sinn“, den er in seinen Werken und den Reflexionen dazu suche. Er schloss mit persönlichen Worten zur „vielfältig dimensionalen Persönlichkeit“ Jürgen Straubs: Er sei Kollege, Partner, „Vater“ für den wissenschaftlichen Nachwuchs und ein guter Freund.Im Anschluss an die offizielle Preisvergabe hielt Prof. Dr. Jürgen Straub seine Festrede unter dem Titel „Abjektionen des Anderen oder: Starke Affekte gegenüber Fremden unter der Lupe psychologischer Aufklärung.“ Straub zeigte auf, wie sehr „die Macht der Gefühle zum Problem in interkulturellen Begegnungen werden kann. […] Wir alle stehen uns mitunter selbst im Weg, wenn es um die Erfüllung unserer noblen Absichten und vorbildlichen Vorsätze geht.“ Die Erforschung des relationalen Phänomens der Abjektionen helfe dabei, „die psychodynamischen Wurzeln sowie einige psychosozialen Voraussetzungen, Implikationen und Folgen eines polemischen, destruktiven Umgangs mit kulturellen Unterschieden genauer in den Blick zu nehmen.“ Kultureller Austausch sei „als eine Art Arbeit am Abjekten aufzufassen […] als allmähliche Wandlung dessen, was von bestimmten Menschen als abjektiv erlebt wird, wenn sie sich auf andere Kulturen einlassen und , an fremden Lebensformen teilnehmend, interkulturell lernen.“ Damit sei die vielleicht tiefste Schicht der affektiv-emotionalen Dimension interkultureller Kompetenz berührt. Eine Facette, die bisher im Kontext interkultureller Kompetenz wenig diskutiert worden sei.


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Zur Person
Prof. Dr. phil. Jürgen Straub ist seit April 2008 Inhaber des Lehrstuhls für „Sozialtheorie und Sozialpsychologie“ an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in den Bereichen Sozial- und Kulturpsychologie, interdisziplinäre Sozial- und Kulturtheorie, Interkulturalität, interkulturelle Kommunikation und Kompetenz, Identitätstheorie und Optimierungen und Normierungen des Menschen. Für den Höffmann-Wissenschaftspreis hat er sich mit der Fülle und Expertise seiner Arbeiten empfohlen, sowohl im Bereich der Grundlagentheorie als auch praktisch ausgerichteter Forschungen. Aktuelle Projekte behandeln die Bedeutung aversiver Affekte für interkulturelle Beziehungen oder die Rolle psychologischer und psychoanalytischer Religionskritik für eine von Toleranzgeboten durchdrungene Welt des 21. Jahrhunderts. Am zuletzt genannten Thema arbeitete er von Oktober 2016 bis September 2017 im Rahmen eines Distinguished Robert Bellah-Fellowship am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt.

Jürgen Straub ist u.a. Co-Direktor des 2014 gegründeten Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums (KKC) für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie und Vorstandsmitglied der Stiftung für Kulturwissenschaften im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Seit 2008 ist er stellvertretender Leiter des Projekts „Der Humanismus in der Epoche der Globalisierung. Ein interkultureller Dialog über Kultur, Menschheit und Werte“ im Kulturwissenschaftlichen Institut Essen sowie assoziiertes Mitglied im DFG-Graduiertenkolleg „Faktuales und fiktionales Erzählen – Differenzen, Interferenzen und Kongruenzen in narratologischer Perspektive“ an der Universität Freiburg. Straub ist seit 2014 Mitherausgeber der Zeitschrift Psychosozial und im Wissenschaftlichen Beirat mehrerer internationaler Fachzeitschriften, für die er auch als Gutachter tätig ist. Er wirkt in wechselnden Beratungs- und Begutachtungsgremien mit und ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften.

(Text aus der Homepage der Universität Vechta)

Der Preisträger Prof. Dr. Jürgen Straub (2.v.r.) mit (v.l.) Uwe Bartels, Prof. Dr. Dr. h.c. Jörn Rüsen, Prof. Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel, Stifter Hans Höffmann und Prof. Dr. Burghart Schmidt. (Bild: KFoto/Kokenge)

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